Für die Erholungssuchenden im Münchner Westen ist die Blutenburg ein beliebtes Ausflugsziel. Dieser an der Würm gelegene ehemalige Herrschaftssitz hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich gebracht.
1425 wird der landesherrliche Sitz in der Nähe des Dorfes Menzing zum ersten Mal archivarisch erfasst. “zu Blytenburg” wird der befestigte Sitz bezeichnet. Der Name deutet auf die schöne landschaftliche Umgebung hin.
Die Wittelsbacher nutzten diese Befestigung, um in der Nähe der Stadt München einen Ort für die Jagd und Erholung zu besitzen. Albrecht III weilte von 1432-1435 mit Agnes Bernauer, der ihm unebenbürtig angetrauten Baderstochter aus Augsburg, in der Blutenburg. Dieser Herzog erneuerte und erweiterte auch den Besitz. Sein Sohn Albrecht IV drängte den älteren Bruder Sigismund aus der Regierungsverantwortung. Dieser ließ sich dann in der Blutenburg nieder und machte sie zum Mittelpunkt einer glänzenden Hofhaltung. Während seines Aufenthaltes wurde die Schlosskapelle vollendet, ein Kleinod der Spätgotik. Besonders hervorzuheben sind die Plastiken der Blutenburger Apostel und der Blutenburger Madonna. Nach dem Tode Sigismunds nutzte der Münchner Hof die Blutenburg nur noch gelegentlich. Besonders lebendig war sie nicht mehr, da sie der Hofgesellschaft zu unbequem geworden war.
Vorübergehend wurde sie zu einem adeligen Landsitz unter Anton von Berchem. Dieser trug wesentlich zur heutigen Ansicht des Besitzes bei. Er ließ Gebäudeteile abbrechen und gestaltete das heutige Herrenhaus mit seinen vier Türmen. Nach Berchem diente die Blutenburg den Gattinnen der Kurfürsten nur noch sporadisch als Erholungsort, eine aktive Einbeziehung des Besitzes in das Münchner Hofleben fand jedoch nicht statt. Der Kontakt zum neuen Schloß Nymphenburg war lediglich ein Sichtkontakt, der bis heute noch besteht, der “Durchblick”, der nicht verbaut werden darf.
Die zunehmende Baufälligkeit der Blutenburg wurde durch die Englischen Fräulein aufgehalten, die 1866 das Schloss und die Kirche übernahmen und es als Kloster mit angeschlossener Landwirtschaft nutzten. Die ihnen nachfolgenden Schwestern des Dritten Orden betrieben bis 1976 ein Altersheim mit Landwirtschaft.
Nach Abzug der Schwestern stand eine Generalsanierung des Komplexes an und vor allem war die Nutzung der ganzen Anlage unklar. In dieser Situation nahm sich der “Verein der Freunde Schloss Blutenburg e.V.”, der durch Wolfgang Vogelsgesang geleitet wurde, der Angelegenheit an. Sein Ziel, die dauernde kulturelle Nutzung und bauliche Sanierung von Schloss Blutenburg, ist erreicht worden. Die Blutenburg wurde zu einem kulturellen Zentrum im Münchner Westen. In die Gebäude zog die internationale Jugendbibliothek ein, für das leibliche Wohl sorgt eine Gastronomie. Regelmäßige Veranstaltungen, wie das Dorffest mit Obermenzinger Vereinen, das Pfälzer Weinfest, Kunstausstellungen und Konzerte sorgen für eine neue Lebendigkeit.
Es wäre zu wünschen, dass diese “neue” Blutenburg im Bewusstsein der Bevölkerung nicht nur als herrliches Ausflugsziel, sondern auch als gelebter Kulturmittelpunkt und Juwel der Spätgotik haften bliebe.
Chr. Bauer